Agenten-KI & Zukunft der Cyber-Sicherheit


KI als strategischer Wendepunkt für die Informationssicherheit
Eine strategische Betrachtung für Führungskräfte


Von Marco Eggerling, Global CISO bei Check Point Software Technologies

Die technologische Entwicklung im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren ein beispielloses Tempo erreicht. Diese Dynamik verändert nicht nur Geschäftsmodelle und Prozesse, sondern stellt auch die Cyber-Sicherheit vor völlig neue Herausforderungen. Für CISOs, CIOs und andere Entscheidungsträger bedeutet dies: Strategien, Prozesse und Kontrollmechanismen müssen neu bewertet und konsequent weiterentwickelt werden, insbesondere im Kontext der aufkommenden Agenten-KI.

Agenten-KI: Neue Möglichkeiten, neue Angriffsflächen
Auf Agenten basierte KI-Systeme verfügen über die Fähigkeit, autonom zu agieren, Entscheidungen zu treffen und komplexe Aufgaben ohne menschliches Zutun durchzuführen. Diese Systeme versprechen erhebliche Effizienzgewinne in der Sicherheitsarchitektur – insbesondere bei der Identifikation, Analyse und Abwehr von Bedrohungen in Echtzeit. Gleichzeitig jedoch erhöhen sie auch die Komplexität und erfordern klare Leitplanken: Transparenz, Auditierbarkeit und die Möglichkeit manuellen Eingreifens müssen jederzeit gewährleistet sein.

Der unkontrollierte Einsatz autonomer Agenten ohne menschliche Kontrollinstanz oder Notabschaltung stellt ein nicht zu unterschätzendes Risiko dar, unabhängig von ihrer Skalierbarkeit oder Intelligenz. Nur unter Einhaltung strenger Governance-Prinzipien kann Agenten-KI zur tragenden Säule einer zukunftsfähigen Sicherheitsarchitektur werden.

Die Realität: Altbekannte Angriffe treffen auf neue Technologien
Trotz KI-gestützter Innovationen bedienen sich Angreifer weiterhin altbewährter Methoden: Phishing, gestohlene Zugangsdaten und Social Engineering bleiben die häufigsten Angriffsvektoren. Die Herausforderung liegt heute darin, diese bekannten Angriffsmuster mit neuen, lernfähigen Systemen schneller und präziser zu erkennen bevor sie Schaden anrichten.

Der Einsatz von KI-Agenten zur Mustererkennung, Angriffsprävention und automatisierten Incident Response kann hier entscheidende Vorteile bieten. Besonders bei Zero-Day-Angriffen oder polymorphen Bedrohungen ermöglicht die Geschwindigkeit maschineller Reaktionen einen wirksamen Schutz, der über klassische Abwehrmaßnahmen hinausgeht.

Veränderte Angriffsflächen erfordern veränderte Schutzmodelle
Mit der zunehmenden Verlagerung geschäftskritischer Prozesse in die Cloud, der Nutzung hybrider IT-Architekturen sowie dem Siegeszug von Edge- und IoT-Geräten wird die digitale Angriffsfläche immer fragmentierter. Sicherheit muss heute in jedem Layer und auf jeder Plattform durchsetzbar sein – unabhängig davon, ob Systeme zentral, verteilt oder mobil betrieben werden.

Für CISOs bedeutet dies, dass klassische Perimeter-basierte Schutzmodelle endgültig ausgedient haben. Stattdessen braucht es adaptive, KI-gestützte Sicherheitskonzepte, die identitätsbasiert, kontextsensitiv und skalierbar sind – und dabei die Geschwindigkeit und Intelligenz der Angreifer auf Augenhöhe kontern können.

Maschinengeschwindigkeit: KI verändert das Tempo der Angriffe
Ein zentrales Merkmal von KI-getriebenen Angriffen ist deren Geschwindigkeit. Die Zeitspanne zwischen der Kompromittierung eines Systems und der vollständigen Eskalation eines Vorfalls schrumpft dramatisch – von Stunden oder Minuten auf Mikrosekunden. Angreifer setzen zunehmend auf eigene KI-Agenten, um Verteidigungsmechanismen in Echtzeit zu umgehen.

Für die Abwehr bedeutet das: Reaktionszeiten müssen automatisiert und Sicherheitslösungen auf maschinelles Tempo ausgelegt sein. Klassische Security-Appliances werden dabei nicht obsolet; im Gegenteil: Ihr Wert steigt in Kombination mit intelligenten Agenten, die Angriffe proaktiv erkennen und blockieren können.

Kollaboration, Standards und regulatorischer Rahmen
Um das volle Potenzial von Agenten-KI verantwortungsvoll zu nutzen, braucht es mehr als nur technologische Exzellenz. Branchenweite Standards, Interoperabilität und regulatorische Klarheit sind ebenso notwendig wie eine enge Zusammenarbeit zwischen Industrie, Forschung und staatlichen Institutionen.

Nur durch eine koordinierte Anstrengung lassen sich Sicherheitsmechanismen schaffen, die nicht nur reaktiv schützen, sondern proaktiv verhindern – selbst gegen bislang unbekannte Bedrohungen. Die Vision: KI-Agenten, die Bedrohungsdaten weltweit in Echtzeit teilen, voneinander lernen und Angriffe verhindern, bevor sie überhaupt stattfinden können.

Fazit: Strategien für eine resiliente, KI-gestützte Zukunft der Cyber-Sicherheit
Die Verschmelzung von KI, Cloud und Cyber-Sicherheit markiert einen strategischen Wendepunkt für Unternehmen weltweit. Für CISOs und Sicherheitsentscheider besteht die Herausforderung darin, nicht nur auf diese Veränderungen zu reagieren, sondern sie aktiv zu gestalten. Dazu gehört:

>> Die Etablierung skalierbarer, KI-unterstützter Sicherheitsarchitekturen.
>> Die Einführung klar definierter Leitplanken für autonome Systeme.
>> Die Förderung branchenweiter Zusammenarbeit und Standardisierung.
>> Die konsequente Integration von KI in alle Prozesse der Cyber-Abwehr, von der Detection & Response bis zur strategischen Risikobewertung.

Der Schutz der digitalen Unternehmenswerte im Zeitalter von Agenten-KI ist kein technisches Problem allein, es ist eine Führungsaufgabe und erfolgt einen Kulturwandel. (Check Point Software Technologies: ra)

eingetragen: 05.06.25

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Meldungen: Security-Tipps und Background-Wissen

  • Gespeicherte Passwörter gesammelt

    Security-Experten warnen Android-Anwender vor einer neuen Spyware in Verbindung mit infizierten Apps. Durch die Android-Spyware sind aber auch Unternehmen den schwerwiegenden Bedrohungen ausgesetzt, da private Geräte manchmal Zugriff auf Unternehmenssysteme und -daten bieten. In Zeiten hybrider Arbeitsmodelle, in denen Bring-Your-Own-Device-Umgebungen an der Tagesordnung sind, kann ein einziges kompromittiertes Mobilgerät Angreifern einen Zugangspunkt zu sensiblen Netzwerken bieten.

  • Von einer Verschärfung der Lage ausgehen

    Nimmt man die Angriffsmethoden, die derzeit unter Cyberkriminellen am populärsten sind, einmal genauer unter die Lupe, zeigt sich rasch, dass Social Engineering und Phishing hier nach wie vor die Pole Position einnehmen - weltweit. Statt auf technologische Sicherheitslücken und Hintertüren setzt die Mehrheit der Angreifer nach wie vor auf die Schwächen und das Unwissen ihrer menschlichen Opfer.

  • Cyberbedrohungen im geopolitischen Kontext

    Mit der erneuten Eskalation geopolitischer Spannungen zwischen dem Iran, den USA und Israel verschärft sich auch die Bedrohung im Cyberraum. Die vergangenen Jahre zeigen, dass der Iran in solchen Situationen verstärkt auf Cyberangriffe als Teil hybrider Kriegsführung setzt. Vor allem Unternehmen aus dem KRITIS-Bereich müssen bestehende Sicherheitsmaßnahmen überprüfen und ihr Vorgehen auf typische Angriffsmuster iranischer Akteure abstimmen. Im industriellen Umfeld spielt dabei der Schutz von Operational Technology (OT) eine zentrale Rolle.

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