SAP Services - Rettungsanker im Strudel der Krise?
Die Wachstumserwartungen sind für SAP-Outsourcing in allen Regionen positiv
Besonders spannend für die Zukunft wird der Ansatz des "Transformational Outsourcing" im SAP-Umfeld sein
(20.05.09) - Trotz anhaltend unsicherer Zukunftsaussichten der allgemeinen Weltwirtschaftslage hat das Marktanalyse- und Beratungsunternehmen Pierre Audoin Consultants (PAC) eine aktuelle Prognose zur Entwicklung von Services rund um SAP-Produkte in weltweit 30 Ländern gewagt. Grundtenor der Ergebnisse ist, dass sich SAP Services sowohl im Bereich Consulting & Systems Integration (C&SI) als auch Outsourcing weiterhin positiver entwickeln als andere IT-Dienstleistungssegmente. Die Analysen im Rahmen von PACs globalen "SAP-Services Research Program" zeigen allerdings auch, dass es von Land zu Land nach wie vor signifikante Unterschiede gibt, was deutlich zeigt wie lokal – auch vor dem Hintergrund der fortschreitenden Globalisierung – das SAP-Geschäft nach wie vor ist.
Die globale Eintrübung der Wirtschaftsprognosen in allen Regionen der Welt dämpft auch die Nachfrage nach SAP-bezogenen Dienstleistungen. Während die SAP AG für das erste Quartal 2009 einen starken Rückgang des Lizenzgeschäfts verzeichnete, der allerdings durch wachsende Wartungsumsätze ausgeglichen werden konnte, entwickelte sich das von SAP selbst erbrachte Beratungsgeschäft negativ (-6 Prozent). "Neuimplementierungsprojekte sind in der momentanen Marktsituation praktisch nirgendwo mehr im großen Stil zu finden", so Tobias Ortwein, Senior Vice President bei PAC. "Darunter leidet auch die eigentlich gut am Markt positionierte SAP Consulting".
Wo liegen dann die Gründe für die dennoch positiveren Prognosen für die SAP Services im Vergleich zu anderen IT-Services-Segmenten? In Zeiten, in denen Kostensenkung und Effizienzsteigerung groß geschrieben werden, stehen Projekte im Vordergrund, die auf Prozessoptimierung oder Konsolidierung abzielen. Dabei wird immer stärker – länderübergreifend – auf das Mittel der Standardisierung gesetzt. Und SAP hat sich über die Jahre hinweg eben in vielen Ländern zu diesem Standard entwickelt.
Ein weiterer Impuls ist die Upgrade-Thematik. Auch wenn die funktionalen und strategischen Upgrades eher zögerlich angegangen werden, so sorgen sie dennoch – in Kombination mit den technischen Upgrades – für Nachfrageimpulse. Außerdem konnten wir grundsätzlich – auch hier gibt es wieder landesspezifische Unterschiede – beobachten, dass das klassische "Brot-und-Butter"-Geschäft – also die operative Betreuung und "Weiterentwicklung" der SAP-Systeme – noch nicht so stark von dem Nachfrageeinbruch betroffen ist, wie die bereits erwähnten, groß angelegten Projekte. Das ist spezifisch für das SAP-Services-Umfeld, da eben zahllose Großunternehmen zu den Kunden gehören, die in komplexen SAP-Systemlandschaften nur bedingte Einsparmöglichkeiten im laufenden Betrieb haben, wenn man nicht in größeren Umfang in eine weitere Harmonisierung und Konsolidierung investieren möchte.
Nichtsdestotrotz leidet der Markt für SAP-Projektgeschäft unter der Wirtschaftskrise. So erwartet PAC lediglich für die Region APAC (Asia Pacific) in diesem Jahr mit +1,5 Prozent noch ein leichtes Wachstum bei SAP-bezogenen C&SI Services, während die Region "Americas" mit einem Rückgang um mehr als 4 Prozent am meisten betroffen ist, und EMEA (Europe, Middle East & Africa) mit einem leichten Rückgang um 2,5 Prozent noch besser dasteht. Bei all diesen negativen Wachstumsraten darf man aber auch nicht vergessen, dass nicht nur Projektvolumen aus dem Markt genommen wird, sondern auch Preisreduzierungen damit einhergehen.
Eines der Themen, die 2009 als Highlight bezüglich Marktpotenzial gelten, ist das Thema Business Intelligence (BI). "Allerdings bedeutet eine Investition in ein BI-Projekt nicht unbedingt, dass auch eine Lösung aus SAPs BusinessObjects-Produktlinie zum Zuge kommt", so Peter Russo, Senior Consultant bei PAC. Der Grund liegt darin, dass BusinessObjects zwar sehr gut in andere SAP-Lösungen integrierbar, aber dennoch (noch) nicht entscheidend enger mit ihnen verzahnt ist als BI-Produkte anderer Hersteller. Nichtsdestotrotz kann das Thema BusinessObjects als gute Chance für Dienstleistungsunternehmen angesehen werden, vor allem da oft mit ersten, kleinen Pilotprojekten mit Fokus auf kurzfristigem ROI gestartet wird, die bei Erfolg dann in große Rollouts münden.
Die Märkte für SAP-Outsourcing hingegen sind die Segmente, die von der trüben Wirtschaftslage eher profitieren können. Dies gilt sowohl für den Bereich SAP-Hosting als auch für "SAP Application Management" (AM). Allerdings muss auch dieses Bild differenziert betrachtet werden: Beide Segmente sind weiterhin und gerade jetzt einem starken Preisdruck ausgesetzt; vor allem bei der Verlängerung bestehender Verträge ist dies spürbar. Für die Kunden sind SAP-Hosting und AM-Leistungen inzwischen größtenteils Commodity-Dienstleistungen. Damit werden Anbieter austauschbar, und eine Differenzierung ist nur noch über den Preis bzw. innovative Preis- und Abrechnungsmodelle möglich. Alle großen Anbieter wie z.B. IBM, EDS/HP oder Accenture begegnen diesen Anforderungen mit einer immer beachtlicheren Einbindung von Off- und Nearshore-Ressourcen, kombiniert mit einer immer stärkeren Flexibilisierung der Leistungen durch innovative On-Demand- oder Dynamic-Services-Modelle, wie die T-Systems dieses Konzept nennt.
Die Wachstumserwartungen sind demnach für SAP-Outsourcing in allen Regionen – auch kurzfristig und in der momentanen Marktlage – positiv. Allerdings erwartet PAC für dieses Jahr in der Region "Americas" ein deutlich geringeres Wachstum als in den anderen Regionen. Vor allem die schon sehr reifen Märkte USA und Kanada zeigen sich weniger dynamisch, während Lateinamerika zwar ein Wachstumsmotor, der Beitrag durch das geringe Volumen aber zu relativieren ist. Auch die Region EMEA spaltet sich in zwei Lager: die vergleichsweise reifen Märkte in Westeuropa, die durchaus Wachstumsraten von 8-9 Prozent erreichen könnten, sowie die restlichen Länder, mit noch weniger reifen Outsourcing-Märkten, mit prognostizierten Wachstumsraten um die 15 Prozent und mehr. Die Region APAC hingegen spaltet sich in noch extremere Pole mit z.B. Japan und Australien, bei denen wir mit einem Wachstum von 7-8 Prozent rechnen, sowie den Wachstumsmotoren China und Indien, denen wir bis 2013 eine durchschnittliche Wachstumsrate von knapp 30 Prozent zutrauen.
SAP Outsourcing ist also mehr denn je eine Möglichkeit für die Kunden, ihre Kostenstrukturen zu optimieren, und für die Dienstleister ein Geschäftsfeld mit interessanten Potenzialen. "Durch das ständige Anwachsen der Offshore-Anteile im SAP Services-Umfeld wird es immer wichtiger über gut integrierte, globale Delivery-Fähigkeiten zu verfügen", erklärt Klaus Holzhauser, Director bei PAC.
Besonders spannend für die Zukunft wird der Ansatz des "Transformational Outsourcing" im SAP-Umfeld zu beobachten sein. "Um dieses Konzept in die Tat umzusetzen, müssen die SAP-Dienstleister nämlich über ein eng verzahntes Umsetzungskonzept aus ihrer SAP-Beratungs- (Business, Prozess & Technologie) und SAP-Betreuungsfähigkeit (SAP-Outsourcing) haben. Dem war in der Vergangenheit eher nicht so...", urteilt Tobias Ortwein von PAC. "Denn erst wenn man in der Lage ist, beispielsweise zu beurteilen, ob nicht auch weniger unterschiedliche Plattformen ausreichen, oder ob der Vertriebsprozess in Japan tatsächlich anders ist als der in Australien, und daraus die entsprechenden Konsequenzen in der IT ("Transformation") zieht, greift dieser Outsourcing-Gedanke."
PACs "SAP Services Research Program" beinhaltet verschiedene Module aus Studien und Analysen zum Thema SAP Services und deckt sowohl SAP-bezogene Consulting & SI (C&SI) als auch Outsourcing Services in 30 Ländern, drei Regionen sowie aus globaler Sicht ab. (PAC: ra)
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