Cloud Computing-Nutzung in Unternehmen
Auf dem Weg zu einer umfassenden Cloud-Security-Strategie
Cloud-Apps ermuntern ihre Nutzer dazu, all ihre Konten und Daten auf sämtlichen Endgeräten zu synchronisieren -Treffen Cloud-Apps auf arglose Mitarbeiter, sind Unternehmensdaten dem Risiko durch Schadsoftware von einer Vielzahl an Zugriffspunkten ausgesetzt
Von Michael Scheffler, Regional Director CEEU, Bitglass
Cloud Computing-Dienste werden aus der Unternehmenslandschaft künftig nicht mehr wegzudenken sein. Der Aufwärtstrend in der Einführung von Cloud Computing-Services hält branchenübergreifend weiter an. Wie die diesjährige Studie von Bitglass, an der 135.000 Unternehmen weltweit teilgenommen haben, zeigte, liegt die Cloud Computing-Nutzung mittlerweile bei 81 Prozent – eine Zunahme von 37 Prozent gegenüber 2016.
Einen nicht unwesentlichen Beitrag dazu leistet Office 365. Für viele Unternehmen ist die Office 365-Suite schlichtweg eine natürliche Erweiterung ihrer bestehenden Systeme, womit der Umzug in die Cloud zu einer standardmäßigen Wahl wird. Dementsprechend ist die Nutzung von Office 365 seit dem Zeitpunkt der letzten Erhebung im Jahr 2016 von 34,3 auf 56,3 Prozent gestiegen. Einen ähnlichen Erfolg können die Amazon Web Services verzeichnen: Mit einer Verbreitung von 13,8 Prozent weltweit ist AWS auf einem guten Weg, die Standard-IaaS-Lösung zu werden.
Die Kehrseite der Medaille liegt für Unternehmen darin, dass sie sich in einer Umgebung bewegen, die sie mit den von ihnen betriebenen Sicherheitslösungen nur schwer überblicken können. Und so gleicht die Cloud Computing-Nutzung in manchen Unternehmen noch einem Flug auf Sicht. Im Schadensfall gilt jedoch: Es haftet der Pilot. Je nach Organisation bieten sich vielschichtige Schwachstellen und potentielle Angriffsszenarien mit individuellem Schadenspotential, was die Auswahl einer geeigneten Security-Lösung erschwert. Im Allgemeinen setzt sich das jeweilige Schadenspotential aus einer Wechselwirkung verschiedener technischer Möglichkeiten und einer gewissen Arglosigkeit auf Nutzerseite zusammen. Dies lässt sich im Wesentlichen auf die folgenden Faktoren reduzieren:
1. Schatten-IT
Nicht nur zentrale Unternehmensprozesse können durch Cloud-Services erleichtert werden. Auch für einzelne Mitarbeiter können Cloud-Services eine bequeme Arbeitserleichterung bedeuten. Der Chef wünscht sich eine pfiffige Präsentation für das nächste Kundenmeeting? Der zuständige Mitarbeiter findet den entsprechenden kostenlosen Clouddienst, der kreative Vorlagen und vielseitige Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Oder man ist mit einem Projekt nicht ganz fertig geworden und möchte dies in Ruhe abseits vom Bürotrubel zu Hause fertigstellen? Einfach alle entsprechenden Unternehmensdokumente in die private Dropbox geladen. Die Vorteile im Arbeitsablauf, die sich durch derartige Workarounds von Public Cloud Angeboten für Unternehmen bieten, werden leider relativiert durch die damit verbundenen Sicherheitsdefizite.
2. Mobilgeräte
Sie sind längst fester Bestandteil des Privat- sowie auch des Arbeitslebens: Mobilgeräte sind wohl für die meisten Menschen aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Arbeitgeber freuen sich mitunter über reibungslose Geschäftsprozesse und zufriedene Mitarbeiter, wenn diese ihre eigenen privaten Geräte auch für betriebliche Aufgaben nutzen. Verlangen können Unternehmen dies aus rechtlichen Gründen von ihren Mitarbeitern nicht. Hingegen kann die Nutzung privater Mobilgeräte, beispielsweise durch Betriebsvereinbarungen, verboten werden. Ein formales Nutzungsverbot ist allerdings nicht gleichbedeutend mit faktischer Datensicherheit. Cloud-Apps ermuntern ihre Nutzer schließlich auch dazu, all ihre Konten und Daten auf sämtlichen Endgeräten zu synchronisieren. Treffen Cloud-Apps auf arglose Mitarbeiter, sind Unternehmensdaten dem Risiko durch Schadsoftware von einer Vielzahl an Zugriffspunkten ausgesetzt. Um Datensicherheit herstellen zu können, sind Unternehmen gefordert, die optimale Kombination aus technischen Maßnahmen, Aufklärung und rechtlichen Verboten zu finden.
3. Benutzerzugriff
Mit den vielfältigen Möglichkeiten von Cloudanwendungen – ob unternehmenseigene oder fremde, durch welche Daten das Unternehmensnetzwerk verlassen können, reicht eine Sicherheitsstrategie nicht mehr aus, die sich vornehmlich darauf konzentriert, innerhalb des Netzwerks Eindringlinge von außen abzuwehren. Außerhalb des Unternehmensnetzwerks – also auf dem Weg zu und aus der Cloud sowie am Speicherort in der Cloud selbst - wird es zusätzlich notwendig, die betreffenden Dateien und die sich darin befindlichen Daten in den Cloud-Applikationen zu schützen. Angesichts einer Vielzahl an Mitarbeitern mit noch mehr unterschiedlichen Zugriffsmöglichkeiten gilt auch hier: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Für die Sicherung von Daten ist ein Zugriffsmanagement erforderlich, das alle Zugriffe lückenlos protokolliert und unrechtmäßige Zugriffe blockiert. So kann nicht nur Angriffen von Dritten, die sich unrechtmäßig Zugriff verschafft haben, sondern auch riskantem oder böswilligem Verhalten durch Mitarbeiter vorgebeugt werden.
Dennoch setzt eine große Mehrheit (69 Prozent) der Unternehmen noch ausschließlich auf Endpoint Security-Lösungen, womit die Risiken ausgeklügelter Malware-Angriffe auf Daten in der Cloud oder auf Mobilgeräte der Mitarbeiter vollkommen außer Acht gelassen werden. Dies zeigt eine weitere Umfrage von Bitglass unter 570 IT-Sicherheitsbeauftragten weltweit. Dass noch keine geeignete Sicherheitslösung in Betrieb ist, muss nicht zwingend einem mangelnden Problembewusstsein zugeschrieben werden. Vielmehr legt dieses Ergebnis die Vermutung nahe, dass ein Großteil der Unternehmen noch keine passende Lösung gefunden hat, die ihr spezielles Anforderungsprofil für die Cloud-Sicherheit bestmöglich abdeckt:
Konkret gaben 84 Prozent der Befragten an, dass herkömmliche Sicherheitslösungen in der Cloud nicht funktionieren oder eine eingeschränkte Funktionalität haben. Nur 15 Prozent der befragten Organisationen haben eine Lösung in Betrieb, die es ihnen ermöglicht, anormale Verhaltensweisen über die von ihnen genutzten Cloudanwendungen hinweg ausfindig zu machen, doch immerhin 44 Prozent ist es möglich, externe Freigaben und eine Verletzung von Richtlinien zum Schutz vor Datenverlust (Data Leakage Protection, DLP) zu überwachen.
Sicherheit in der Cloud – ein noch unklarer Kurs
Zweifelsohne kennzeichnet die Cloudnutzung einen Umbruch in der Geschichte der IT. Noch gleicht die Sicherung von Cloud-Umgebungen in vielen Unternehmen einem Flug auf Sicht – sie erfolgt lediglich so weit das Auge reicht. Wo Firewalls der nächsten Generation und integrierte Funktionen für die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, die interne Compliance und den Schutz von Cloud-Daten nicht ausreichen, wird die jedoch die dedizierte Cloud-Sicherheit entscheidend. Als Folge dessen wächst der Markt für spezielle Cloud Computing-Lösungen seit Jahren. Derzeit ermöglichen es spezielle Sicherheitslösungen wie Cloud Access Security Broker (CASBs), Daten, die von verschiedenen Geräten und Anwendungen abgerufen werden, zu schützen. Mithilfe kontextueller Zugriffskontrolle und Data Loss Prevention bieten CASBs ein granulares Richtlinienmanagement für Unternehmensdaten.
Welche Sicherheitslösungen sich schließlich zum Standard auf dem Markt entwickeln werden, hängt nicht zuletzt davon ab, welche wesentlichen Anforderungen Unternehmen langfristig an Cloud-Sicherheit stellen. Nicht in allen Organisationen lässt sich dies einfach beantworten, da für eine derartige Beurteilung Faktoren wie die Infrastruktur, Betriebsprozesse und auch die Organisationsentwicklung eine Rolle spielen. Gegenwärtig lässt sich lediglich festhalten – und dies nicht zuletzt auf Grund der geltenden Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) – dass künftig die Daten im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen müssen. (Bitglass: ra)
eingetragen: 23.07.18
Newsletterlauf: 27.07.18
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