Life-Sciences-Industrie: "Branche im Wandel"
Deloitte-Report "The Future of the Life Sciences Industries": Risikomanagement macht zukunftsfest
Ein weiteres zentrales Thema wird die Neuausrichtung der Forschung & Entwicklung sein – bis hin zu unternehmensübergreifenden Kooperationen und Outsourcing-Optionen
(25.03.09) - Die Life-Sciences-Industrie steht weltweit vor einem Umbruch. Anstelle des risikoreichen Geschäfts mit hohen Margen treten neue Business-Strategien. Diese versprechen zwar geringere Profite, sind mit einem umfassenden Risikomanagement jedoch besser für die künftigen Herausforderungen gerüstet. Die Unternehmen der Branche bereiten sich auf einen Transformationsprozess vor, der unter anderem neue Geschäfts- und Pricing-Modelle sowie eine verstärkte Einbeziehung der Stakeholder beinhaltet. Ein weiteres zentrales Thema wird die Neuausrichtung der Forschung & Entwicklung sein – bis hin zu unternehmensübergreifenden Kooperationen und Outsourcing-Optionen.
Nicht zuletzt ist der "War for Talents" entscheidend für Erfolg oder Misserfolg. Auch hier sind neue Konzepte gefragt, um gute Leute zu halten und zu motivieren. Für "The Future of the Life Sciences Industries: Transformation amid Rising Risk" wurden von Deloitte, laut Kennedy Information-Report 2009-2012 größtes Beratungshaus im Life Science-Sektor, insgesamt 360 Entscheider der wichtigsten internationalen Unternehmen der Branche, befragt.
"Forschende Pharmaunternehmen haben es schwer – nicht nur wegen der Krise. Patente laufen aus, Generika nehmen Marktanteile weg und die gesetzlichen Rahmenbedingungen werden immer strenger. Vor diesem Hintergrund ist eine Transformation lebensnotwendig. Das alte Muster, dass hohes Risiko auch große Rendite bedeutet, funktioniert nicht mehr", erklärt Dirk Hasselhof, Partner Life Sciences bei Deloitte.
Risiken steigen
Weltweit stehen steigende Forschungs- und Produktentwicklungskosten einem starken, auch von Generika verursachten Preisdruck gegenüber. Entsprechend hoch ist das Risiko, bei einem Misserfolg ein enormes Minus zu erwirtschaften. Auch das Reputationsrisiko für die Unternehmen steigt. Entsprechend gaben drei Viertel der Befragten an, den Herausforderungen nur mit einem umfassenden Transformationsprozess begegnen zu können. In Westeuropa hält knapp ein Drittel einen bedeutenden Unternehmenswandel für unumgänglich. Dabei gilt: Je größer das Unternehmen, desto höher der Veränderungsdruck.
Preisdruck erfordert Umdenken
Für den wichtigsten Veränderungsaspekt halten 40 Prozent ein zukunftsfähiges Risikomanagement – unter anderem im Bereich Pricing und Sales. Maßgeblich ist, dass die meisten Behörden höhere Preise nur noch bei erwiesener Innovation genehmigen. Der daraus resultierende Preisdruck macht nicht nur hohe Profite unrealistisch, sondern steigert sogar das Risiko, die Entwicklungskosten nicht zu kompensieren. Um gegenzusteuern und neue Potenziale zu erschließen, wollen viele Unternehmen vermehrt auf Value-added Services sowie den Ausbau von Kundenbeziehungen und Partnerschaften setzen. Auch das Outsourcen des Marketings bietet neue Perspektiven.
Verstärkter Dialog mit Behörden
Im regulatorischen Bereich machen den Unternehmen vor allem längere und aufwändigere Zulassungsprozesse zu schaffen. Um dem prinzipiellen Misstrauen der Behörden gegenüber neuen, "revolutionären" Ansätzen und Wirkstoffen zu begegnen, wollen sie den Produktwert wesentlich früher im Kommerzialisierungsprozess kommunizieren (44 Prozent) und übergreifend mit Patienten, Ärzten und Wissenschaftlern kooperieren (43 Prozent).
Lesen Sie zum Thema Compliance und Risikomanagement: Compliance-Magazin.de (www.compliancemagazin.de)
Intensiviertes Talentmanagement
Aufgrund der Konsolidierung vergangener Jahre sind viele Talente verunsichert und demotiviert – 70 Prozent der Befragten sehen hier ein erhebliches Risiko. Zudem steigen die Anforderungen: Über das Fachliche hinaus sollten sie auch über Kommunikations- und Management-Fähigkeiten verfügen – entsprechend muss sich das Talentmanagement künftig ausrichten.
Öffnung der F&E
Knapp 40 Prozent der Befragten in Westeuropa glauben, dass die F&E-Risiken in den nächsten Jahren sprunghaft steigen werden. 18 Prozent halten das Management des F&E-Portfolios für den Schlüssel zur Risikominderung. Sicher ist: Die Zeiten generöser Budgets sind vorbei. Anstelle der Entwicklung bahnbrechender neuer Wirkstoffe werden Unternehmen eher auf weniger profitable Produkte mit besser kalkulierbarem Markterfolg setzen. Allgemein favorisieren hier viele Befragte eine verstärkte Zusammenarbeit mit externen Ärzten und Wissenschaftlern. F&E-Outsourcing mindert laut 30 Prozent das Unternehmensrisiko signifikant. 44 Prozent erwarten überdies, dass die frühen Forschungsstufen künftig nicht mehr in den großen Unternehmen angesiedelt sind.
"Die Herausforderungen sind groß und der Transformationsprozess wird umfangreich. Wesentlicher Bestandteil wird die Öffnung nach außen sein. Sämtliche Stakeholder werden künftig eine größere Rolle spielen – Patienten, Ärzte und Behörden. Auch müssen Marketing und F&E enger zusammenrücken. Andere Branchen können hier durchaus als Vorbild dienen", resümiert Dirk Hasselhof. (Deloitte: ra)
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