Sie sind hier: Startseite » Markt » Hintergrund

Der Cloud Act ist eine ganz reale Gefahr


Deutsches Datenschutzrecht wird suggeriert - Durchgriffsrecht der US-Regierung nicht benannt
US-Anbieter lassen verlauten, der US Cloud Act sei nur eine "hypothetische Möglichkeit": Wer es glaubt, wird selig



Von Christian Schmitz, Chief Strategy & Innovation Officer bei ownCloud

Der US Cloud Act ist eine immense Bedrohung für unseren gesamteuropäischen Wirtschaftsraum. Auf seiner Grundlage können US-amerikanische Behörden von Cloud-Providern aus den USA die Herausgabe sämtlicher Daten einer Person oder eines Unternehmens verlangen. Das gilt selbst dann, wenn sie sich auf Servern befinden, die in Deutschland oder der EU stehen – DSGVO-Hoheitsgebiet hin oder her. Häufig wird hier der Begriff "regionale Datenhaltung" verwendet, um deutsches Datenschutzrecht zu suggerieren – freilich ohne dabei das Durchgriffsrecht der US-Regierung zu benennen.

Und da bei den meisten Unternehmen und Behörden in Europa heute oft nichts mehr ohne US-amerikanische Cloud-Dienste geht, ist unsere Wirtschaft und Verwaltung diesem Gesetz de facto ausgeliefert. Solange das so ist, können wir uns Datenschutz und Datensouveränität abschminken. Der US Cloud Act steht nämlich nicht nur europäischen Datenschutzgesetzen wie der DSGVO diametral entgegen; er öffnet auch Wirtschafts- und sonstiger Spionage Tür und Tor.

Diese Erkenntnis setzt sich derzeit im öffentlichen Bewusstsein immer stärker durch. Die US-amerikanischen Internetgiganten sehen deshalb anscheinend ihre Felle davonschwimmen und versuchen zu beschwichtigen. So ließ etwa ein Vertreter von Amazon Web Services jüngst verlauten, der US Cloud Act sei doch nur eine "sehr hypothetische Möglichkeit". Nur merkwürdig, dass Microsoft gegen den Cloud Act Einspruch erhoben hat – und damit scheiterte. So hypothetisch scheint er also doch nicht zu sein.

Deshalb: Wer’s glaubt, wird selig. Es gibt keinen berechtigten Zweifel daran, dass die USA die Möglichkeiten dieses Gesetzes zu ihrem Vorteil nutzen, wo es nur geht. Die Snowden-Enthüllungen haben schließlich schon vor Jahren gezeigt, dass sie systematisch Daten aus jeglichen IT-Systemen abgreifen. Mit Präsident Donald Trump an der Spitze, seinem "America First"-Wahn und den von ihm angezettelten Handelskriegen dürften nun auch noch die allerletzten Hemmungen gefallen sein.

Beispiele dafür, wie die USA unter Trump ihre Marktmacht über die IT- und Dateninfrastrukturen zu ihrem Vorteil ausnutzen, gibt es schließlich genug: siehe etwa den Android-Boykott gegen Huawei. Zudem setzen die USA von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt ihre Macht über DNS-Server in ihrer Auseinandersetzung mit dem Iran dazu ein, um dort die Verfügbarkeit von Services einzuschränken. Zu glauben, sie würden den Cloud Act nicht dazu verwenden, um sich etwa in einem Handelsstreit mit der deutschen Automobilindustrie Erpressungspotenzial zu verschaffen, wäre einfach nur naiv. Genauso naiv, wie es vor Jahren war anzunehmen, die USA würden unsere Kanzlerin nicht abhören, weil man so etwas unter Freunden schließlich nicht macht.

Deshalb: nein, der Cloud Act ist keine rein hypothetische Möglichkeit.
Er ist eine ganz reale Gefahr.
(ownCloud: ra)

eingetragen: 12.05.20
Newsletterlauf: 23.07.20

ownCloud: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser PMK-Verlags-Newsletter
Ihr PMK-Verlags-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Hintergrund

  • Wohin zieht die Cloud?

    Jerome Evans, Gründer und Geschäftsführer der firstcolo GmbH, blickt voraus und betrachtet die anstehenden Entwicklungen rund um die Cloud in 2025: Die Einführung der Cloud hat nicht nur unsere Arbeitsweise, sondern auch unseren Alltag verändert.

  • Generative KI-Inferenz im Fokus

    Die fortschreitende Entwicklung der IT-Landschaft bringt neue Trends mit sich, die 2025 die Technologienutzung in Unternehmen grundlegend verändern werden. Themen wie generative KI und Datensouveränität werden Branchen dazu zwingen, ihre Strategien anzupassen und sich auf neue Realitäten einzustellen. Jeff Wittich, Chief Product Officer bei Ampere Computing, hat vier Prognosen für diese Zukunft formuliert.

  • Bewältigung der KI-Arbeitslasten

    Der Paradigmenwandel der stark digitalisierten Welt von heute stellt Unternehmen hinsichtlich ihrer IT-Infrastrukturen vor große Herausforderungen, bietet aber auch neue Chancen. Zunehmende Cyberbedrohungen, stärkere Virtualisierung oder Transformation durch künstliche Intelligenz (KI) - Unternehmen sind gezwungen, ihre Datenspeicherstrategien zu überdenken, um widerstandsfähig, flexibel und zukunftssicher zu bleiben.

  • KI verankert sich zunehmend in Prozessen

    Die im Wandel befindliche Weltwirtschaft hat den Unternehmen im zurückliegenden Jahr viele Veränderungen und Anpassungen abverlangt. Dieser Trend wird sich nach Einschätzung von Patric Dahse, CEO der Natuvion Group, im kommenden Jahr fortsetzen. Konkret sieht Dahse fünf Trends, mit denen sich die Unternehmen im neuen Jahr auseinandersetzen müssen.

  • Compliance bleibt ein Muss

    Der Wechsel auf SAP S/4HANA wird im kommenden Jahr nochmals an Dringlichkeit gewinnen und damit auf die Archivierungsprozesse ausstrahlen. Der Umstieg zwingt die Unternehmen dazu, ihre Daten- und Dokumentenverwaltung, inklusive deren Archivierung, neu zu denken und bestehende Lösungen so anzupassen, dass sie mit den Anforderungen an Flexibilität, Performance und Compliance Schritt halten können.

  • KI-Einsatz und stringentere Sicherheit

    Mit Blick auf 2025 sind Unternehmen gut beraten, der Datensicherheit in der Cloud angesichts des verstärkten KI-Einsatzes höchste Priorität einzuräumen. Im kommenden Jahr werden Unternehmen zunehmend unter Druck geraten, groß angelegte KI-Initiativen abzusichern und gleichzeitig eine wachsende Zahl von Datenbeständen vor Cyber-Bedrohungen zu schützen.

  • Vom KI-Hype zum Produktivbetrieb

    Ist der KI-Hype noch ungebrochen oder macht sich bereits Ernüchterung breit? Man mag den Eindruck gewinnen, Letzteres träfe zu. Schließlich ist es von der ersten Experimentierphase bis zum effizienten Echteinsatz oft ein weiter, beschwerlicher Weg. Markus Eisele, Developer Strategist bei Red Hat, zeigt, mit welchen Konzepten und Plattformen Unternehmen einen erfolgreichen KI-Einsatz erreichen können.

  • Anwendungsfälle für KI

    Unternehmen erleben heute mit der Künstlichen Intelligenz (KI) einen Déjà-vu-Moment. Ähnlich wie bei früheren Technologiesprüngen - dem Aufkommen des PCs, des Internets oder der Cloud-Technologie - stehen sie an einem Wendepunkt, an dem die breite Einführung von KI die Unternehmenslandschaft transformiert.

  • Vom Kreditinstitut zur Technologie-Oase

    Wir schreiben das Jahr 2035: Sie wachen auf und überprüfen Ihre Finanzen über einen sprachaktivierten digitalen Assistenten, der als Hologramm von Elvis erscheint. Nach der Authentifizierung durch Stimm- und Fingerabdruck-Biometrie liefert Ihnen der verstorbene King of Rock'n'Roll einen Überblick über Ihre Ausgaben, Ersparnisse und Investitionen in einem personalisierten Dashboard, das alle Ihre Konten und Finanzdaten an einem Ort zusammenfasst.

  • Cloud-Drucklösungen spielen eine große Rolle

    Heutzutage lässt sich technischer Fortschritt kaum mehr mit dem bloßen Auge erkennen. Selten vergeht ein Tag ohne eine weitere Innovation, die für mehr Effizienz sorgt. Diese Entwicklung macht auch vor Druckern nicht Halt. Cloud-Lösungen ermöglichen zentrale Administration und Kosteneinsparungen bei lokalen Servern. Doch in diesem Zusammenhang geht die Tendenz eher in Richtung langsamer Wechsel in die Wolke. Warum ist das so? "In vielen Unternehmen - insbesondere aus Branchen, in denen sensible Daten auf der Tagesordnung stehen - herrschen Sicherheits- und Datenschutzbedenken.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen