Sie sind hier: Startseite » Markt » Hintergrund

"Gaia-X" soll sichere Infrastruktur schaffen


Europa-Cloud: Floppt mit "Gaia-X" das nächste europäische Digital-Projekt?
PSW Group kritisiert: Mit Microsoft, Amazon und Google können kaum europäische Standards geschaffen und etabliert werden


Wie der "Cloud-Monitor 2021" von Bitkom und KPMG zeigt, hat sich – nicht zuletzt durch die Corona-Krise – die Cloud in Deutschland durchgesetzt. Von den 550 befragten Unternehmen ab 20 Mitarbeitenden setzen 82 Prozent bereits auf Cloud Computing-Infrastrukturen. Der Großteil dieser Unternehmen ist in ihrer Cloud-Strategie allerdings abhängig von amerikanischen sowie chinesischen Cloud-Anbietern. Eine Alternative böte die europäischen Cloud Gaia-X, mit der die EU europäische Werte wahren und neue Maßstäbe bezüglich des Datenschutzes setzen wollte. Das ambitionierte Digitalprojekt deutscher und französischer Unternehmen, das im Herbst 2019 startete und an der inzwischen über 300 Organisationen beteiligt sind, darunter Bosch, Siemens, SAP, der Telekom, dem Bundesverband der Deutschen Industrie, dem Digitalverband Bitkom und der IG Metall, sieht sich jedoch Kritik ausgesetzt – auch seitens der IT-Sicherheitsexperten der PSW Group. Insbesondere die Tatsache, dass mit Microsoft, Amazon und Google US-Giganten an Gaia-X beteiligt sind, sieht Geschäftsführerin Patrycja Schrenk kritisch und gibt zu bedenken: "So könnten die europäischen Werte, die mit Gaia-X eigentlich hochgehalten werden sollten, tief fallen. Wenn Hyperscaler dieser Art beteiligt sind, können kaum europäische Standards geschaffen und etabliert werden."

Gaia-X, die "Europacloud", soll eine sichere Dateninfrastruktur schaffen und zu einem digitalen Ökosystem werden. Die Initiatoren wünschen sich Wettbewerbsfähigkeit gegenüber internationalen Cloud-Angeboten: Zu Amazon, Google und Microsoft als drei der größten US-Cloud-Anbieter oder zu Alibaba als größtem Cloud-Anbieter in China. Gaia-X wurde damit also auch geschaffen, um europäische Werte sicherzustellen – ein europäisches Äquivalent, für welches Transparenz, Offenheit sowie europäische Anschlussfähigkeit zentral sind.
Doch nun sitzen ausgerechnet Microsoft, Google und Amazon mit im Boot "Europacloud". Zwar sollen diese Unternehmen am Projekt mitwirken, jedoch keine Dienste anbieten. Damit unterstünden die US-Riesen weder dem Cloud Act noch dem Patriot Act; zwei Gesetze, die US-Unternehmen dazu verpflichten, Nutzerdaten auf behördliche Anfrage herauszugeben. Eine Datenübermittlung an US-Behörden sei somit ausgeschlossen und man könne vom Know-how dieser Unternehmen profitieren. "Allerdings werden die Hyperscaler ihr Wissen sicher nicht gratis einem möglichen Konkurrenten liefern. Denn gerade für diese Unternehmen soll Gaia-X eine Konkurrenz sein – nämlich Europäische Datensouveränität versus US-Datenschutz mit Datenübermittlung an Behörden. Es bleibt folglich abzuwarten, inwieweit US-Unternehmen Einfluss auf Gaia-X haben werden", meint Patrycja Schrenk.

Noch befindet sich Gaia-X in der Projektphase; für Nutzende sind noch keine Dienste verfügbar. Auch einen Starttermin für die Europacloud gibt es noch nicht. Immerhin: Bis zum Jahresende sollen für Gaia-X 24 nationale Hubs geschaffen werden, die nicht zwangsweise in der EU liegen müssen. Gaia-X nimmt also Form an. "Ich würde mir wünschen, dass Einwände und Kritiken ernst genommen, viele Diskussionen geführt werden und dann erst gehandelt wird. Dann könnte Gaia-X tatsächlich die selbstgesetzten Ziele einhalten und die Folgegeneration der Dateninfrastruktur aus Europa für Europa werden, die Datensouveränität für Nutzende und Unternehmen garantieren kann. Bleibt man den ursprünglichen Grundsätzen treu, könnte Europa seine Pionierrolle im Datenschutz weltweit festigen. Solange in der Folge keine neuen Abhängigkeiten entstehen, ist auch die Beteiligung der Tech-Konzerne außerhalb der EU wenig problematisch", so Patrycja Schrenk.

Damit Gaia-X nicht das gleiche Schicksal wie beispielsweise der De-Mail blüht, gehört auch eine gute Kommunikationsstrategie in den Projektplan: Denn Studien zeigten, dass tatsächlich nur wenige Unternehmen von der De-Mail als sichere Alternative wussten. Auch Gaia-X ist noch vielen Unternehmen unbekannt. Zur Unabhängigkeit von US-Riesen gehört es also auch, die Europa-Cloud mit ihren Vorteilen entsprechend zu kommunizieren, damit nicht das nächste große Digital-Projekt floppt. (PSW Group: ra)

eingetragen: 30.09.21
Newsletterlauf: 25.11.21

PSW Group: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser PMK-Verlags-Newsletter
Ihr PMK-Verlags-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Hintergrund

  • Wohin zieht die Cloud?

    Jerome Evans, Gründer und Geschäftsführer der firstcolo GmbH, blickt voraus und betrachtet die anstehenden Entwicklungen rund um die Cloud in 2025: Die Einführung der Cloud hat nicht nur unsere Arbeitsweise, sondern auch unseren Alltag verändert.

  • Generative KI-Inferenz im Fokus

    Die fortschreitende Entwicklung der IT-Landschaft bringt neue Trends mit sich, die 2025 die Technologienutzung in Unternehmen grundlegend verändern werden. Themen wie generative KI und Datensouveränität werden Branchen dazu zwingen, ihre Strategien anzupassen und sich auf neue Realitäten einzustellen. Jeff Wittich, Chief Product Officer bei Ampere Computing, hat vier Prognosen für diese Zukunft formuliert.

  • Bewältigung der KI-Arbeitslasten

    Der Paradigmenwandel der stark digitalisierten Welt von heute stellt Unternehmen hinsichtlich ihrer IT-Infrastrukturen vor große Herausforderungen, bietet aber auch neue Chancen. Zunehmende Cyberbedrohungen, stärkere Virtualisierung oder Transformation durch künstliche Intelligenz (KI) - Unternehmen sind gezwungen, ihre Datenspeicherstrategien zu überdenken, um widerstandsfähig, flexibel und zukunftssicher zu bleiben.

  • KI verankert sich zunehmend in Prozessen

    Die im Wandel befindliche Weltwirtschaft hat den Unternehmen im zurückliegenden Jahr viele Veränderungen und Anpassungen abverlangt. Dieser Trend wird sich nach Einschätzung von Patric Dahse, CEO der Natuvion Group, im kommenden Jahr fortsetzen. Konkret sieht Dahse fünf Trends, mit denen sich die Unternehmen im neuen Jahr auseinandersetzen müssen.

  • Compliance bleibt ein Muss

    Der Wechsel auf SAP S/4HANA wird im kommenden Jahr nochmals an Dringlichkeit gewinnen und damit auf die Archivierungsprozesse ausstrahlen. Der Umstieg zwingt die Unternehmen dazu, ihre Daten- und Dokumentenverwaltung, inklusive deren Archivierung, neu zu denken und bestehende Lösungen so anzupassen, dass sie mit den Anforderungen an Flexibilität, Performance und Compliance Schritt halten können.

  • KI-Einsatz und stringentere Sicherheit

    Mit Blick auf 2025 sind Unternehmen gut beraten, der Datensicherheit in der Cloud angesichts des verstärkten KI-Einsatzes höchste Priorität einzuräumen. Im kommenden Jahr werden Unternehmen zunehmend unter Druck geraten, groß angelegte KI-Initiativen abzusichern und gleichzeitig eine wachsende Zahl von Datenbeständen vor Cyber-Bedrohungen zu schützen.

  • Vom KI-Hype zum Produktivbetrieb

    Ist der KI-Hype noch ungebrochen oder macht sich bereits Ernüchterung breit? Man mag den Eindruck gewinnen, Letzteres träfe zu. Schließlich ist es von der ersten Experimentierphase bis zum effizienten Echteinsatz oft ein weiter, beschwerlicher Weg. Markus Eisele, Developer Strategist bei Red Hat, zeigt, mit welchen Konzepten und Plattformen Unternehmen einen erfolgreichen KI-Einsatz erreichen können.

  • Anwendungsfälle für KI

    Unternehmen erleben heute mit der Künstlichen Intelligenz (KI) einen Déjà-vu-Moment. Ähnlich wie bei früheren Technologiesprüngen - dem Aufkommen des PCs, des Internets oder der Cloud-Technologie - stehen sie an einem Wendepunkt, an dem die breite Einführung von KI die Unternehmenslandschaft transformiert.

  • Vom Kreditinstitut zur Technologie-Oase

    Wir schreiben das Jahr 2035: Sie wachen auf und überprüfen Ihre Finanzen über einen sprachaktivierten digitalen Assistenten, der als Hologramm von Elvis erscheint. Nach der Authentifizierung durch Stimm- und Fingerabdruck-Biometrie liefert Ihnen der verstorbene King of Rock'n'Roll einen Überblick über Ihre Ausgaben, Ersparnisse und Investitionen in einem personalisierten Dashboard, das alle Ihre Konten und Finanzdaten an einem Ort zusammenfasst.

  • Cloud-Drucklösungen spielen eine große Rolle

    Heutzutage lässt sich technischer Fortschritt kaum mehr mit dem bloßen Auge erkennen. Selten vergeht ein Tag ohne eine weitere Innovation, die für mehr Effizienz sorgt. Diese Entwicklung macht auch vor Druckern nicht Halt. Cloud-Lösungen ermöglichen zentrale Administration und Kosteneinsparungen bei lokalen Servern. Doch in diesem Zusammenhang geht die Tendenz eher in Richtung langsamer Wechsel in die Wolke. Warum ist das so? "In vielen Unternehmen - insbesondere aus Branchen, in denen sensible Daten auf der Tagesordnung stehen - herrschen Sicherheits- und Datenschutzbedenken.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen