Sie sind hier: Startseite » Markt » Hintergrund

Vertrauen und Kontrolle in der Cloud


Soziologische und psychologische Aspekte der Nutzung von Cloud Computing
Ein Cloud-Angebot ist ein komplexes, abstraktes System: Die Nutzung benötigt daher einen Vertrauensvorschuss gegenüber Anbietern auf Seiten der Unternehmen

(09.06.15) - Ein wichtiger Faktor, wenn nicht der wichtigste, bei der Nutzung von Cloud-Services ist das Vertrauen des Kunden in die Sicherheit bei der Aufbewahrung und Verarbeitung seiner Daten. Schließlich gibt man sensible Daten wie Kundendaten, Artikelstammdaten oder gar Daten der Finanzbuchhaltung ungern in fremde Hand. Hier ist von den Cloud-Anbietern noch einiges an Bewusstseins- und Vertrauensarbeit zu leisten. Erste Initiativen gibt es bereits, zum Beispiel die Inbetriebnahme von Datacentern durch SAP (in Kooperation mit IBM) und Amazon in Deutschland – und hierzulande gelten die schärfsten Datenschutzbestimmungen der Welt. Auch Microsoft hat für Azure, Office 365, Microsoft Dynamics CRM und Windows Intune einen Vertrag mit der EU abgeschlossen und muss ihre Enterprise-Cloud-Verträge nun nicht mehr in jedem einzelnen EU-Land genehmigen lassen.

Wie kann man Vertrauen aufbauen? Vertrauen ist eine Vorleistung in ungewissen und verwundbaren Zuständen gegenüber anderen Menschen oder Institutionen. Exzellente Technik und strikte rechtliche Vorschriften alleine reichen noch nicht aus. Man hat es mit Menschen und Institutionen zu tun – und diese müssen absolut loyal und integer sein. Um Vertrauen aufzubauen bedarf es einer Beziehung zwischen den Akteuren, seien es Menschen oder Institutionen. Diese Akteure haben Freiräume, Kompetenzen und Verantwortung. Vertrauen ist die Vorleistung, dass die beteiligten Akteure positiv mit diesen Aspekten umgehen.
Nun ist ein Cloud Computing-Angebot ein komplexes, abstraktes System. Daher muss man, um es zu nutzen, eine Art Generalvertrauen aufbauen oder mitbringen – nicht naiv oder bedingungslos, sondern aus einem gewissen Kalkül heraus. Man geht als positiv denkender Mensch mit einer positiven Erwartungshaltung diese Beziehung ein. Man nennt dieses Vertrauen "generalisierendes Vertrauen".

Bei Cloud-Services sollte eine "Kultur des konstruktiven Problemlösens" gepflegt werden, da "Vertrauen durch gemeinsames Problemlösen gestärkt wird". "Anbieter von Cloudlösungen sollten besonderen Wert auf ihren User-Support und Kundenservice legen".
"Kunden sollten nicht gleich beim ersten Problem den Anbieter wechseln, sondern ihrerseits konstruktiv zur Problemlösung beitragen". Kooperatives Verhalten beiderseits pflegt die Vertrauenskultur in dem ganzen System.

Das Vertrauen in ein abstraktes System wie eine Cloud-Dienstleistung wird bestimmt durch seine Repräsentanten – an den Zugangspunkten und als das System kontrollierende Experten. Vertrauensobjekt ist das System, "doch die Vertrauenswürdigkeit des Systems macht der Vertrauensgeber am Verhalten bestimmter Akteure fest".

Nach Luhmann wird Vertrauen in ein System vor allem durch Vertrauen in die dort eingebauten Kontrollen gestützt. Vertrauen wird durch Kontrolle produziert. Dabei kann der Vertrauende nicht das System selbst kontrollieren, weiß aber, dass Kontrollen eingebaut sind. Diese Kontrollen erfolgen in Form von Audits durch Datenschutzbehörden und über ISO-Normen, zum Beispiel die Normengruppe ISO 27000.

Fehler sind niemals völlig auszuschließen. Daher müssen die Verantwortlichen signalisieren, dass sie ihre Verantwortung für das System wahrnehmen.

Auf der anderen Seite, der des Kunden, müssen bei der Einführung von Cloud Computing-Diensten neue Prozesse geschaffen beziehungsweise die Komponenten der ITIL-Hauptprozesse neu ausgerichtet werden. Letztere beginnen bei der Service-Strategie mit der Bereitstellungsstrategie, den Richtlinien und den Ressourcen. Es folgt das Service-Design mit dem Lösungsdesign, der Architektur und den Standards. Bei der Service-Überführung geht es um den Aufbau, Test und die Bereitstellung der Cloud-Services. Im Service-Betrieb schließlich kommt das technische Management, das Monitoring und der Support beziehungsweise die Problemlösung zum Einsatz. Das Ganze dient einer kontinuierlichen Service-Verbesserung.

Eine Studie von accenture befasst sich mit den notwendigen Verhaltenskompetenzen der Mitarbeiter für den nachhaltigen Erfolg beim Einsatz von Cloud-Diensten. Danach ändert Letzterer Prozesse und Aufgaben von IT-Organisationen. "Statt Anwendungsentwicklung und -Betrieb rücken Anforderungs-, Finanz- und Sicherheitsmanagement sowie die Dienstleistersteuerung in den Mittelpunkt" (Accenture). "Wer an der Schnittstelle von Business und IT unterschiedliche Interessen und Dienstleister koordinieren muss, braucht nicht nur Technologie- und Methoden-Kompetenz, sondern insbesondere tiefes Branchenverständnis und vor allem soziale Kompetenzen, um der Interaktion mit Cloud-Service-Dienstleistern gewachsen zu sein".

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die IT-Mitarbeiter umdenken müssen: Sie müssen "sich vom Entwickler und Betreiber von Individuallösungen zum Einkäufer von externen Dienstleistungen sowie zum Verkäufer von IT-Kapazitäten gegenüber unternehmensinternen Fachbereichen wandeln".

Vor allem die Zusammensetzung des Mitarbeiterverhaltens ist nach accenture ausschlaggebend, um das volle Potenzial von Cloud Computing auszuschöpfen. Dabei kommt es auf drei Kompetenzfelder an: Branchen-, Methoden- und Sozialkompetenz. Bisher wird die Methodenkompetenz vorrangig bereitgestellt, zu Lasten der beiden anderen Kompetenzfelder. Um die Herausforderungen im Umgang mit den internen Fachabteilungen und den externen Dienstleistern zu meistern, sind jedoch eher die Branchen- und die Sozialkompetenz gefragt. Accenture hat herausgefunden, dass der Fokus innerhalb der IT-Organisationen primär auf fünf Bereichen liegen sollte: Business Relationship Management, Architektur- und Informationsmanagement, Service Integration Management, IT-Finanzmanagement und Sicherheits- und Risikomanagement.

In all diesen Bereichen muss die Verhaltenskompetenz der Mitarbeiter gestärkt werden. Accenture empfiehlt, genau zu analysieren, "welche angepassten Verhaltenskompetenzen für die IT-Mitarbeiter wichtig sind, welche Potenziale zum bisherigen Verhalten eines Mitarbeiters oder Kandidaten ausgeschöpft werden könnten und welche Entwicklungsmaßnahmen ergriffen werden sollten, um den erforderlichen Aufbau von Verhaltenskompetenzen zu ermöglichen". Accenture empfiehlt dazu vier Schritte: Definition des erforderlichen Mix der Verhaltenskompetenzen, Analyse der individuellen Ausprägung der Verhaltenskompetenzen, Entwicklung individueller Maßnahmen zum Aufbau/Neuausrichtung von Verhaltenskompetenzen und die Durchführung individueller Entwicklungsmaßnahmen.

Bei der Einführung von Cloud-Diensten in ein Unternehmen kann als vertrauensbildende Instanz ein spezialisiertes Beratungsunternehmen auf den Plan treten. So befindet sich das gesamte Prozedere in einer Hand und der Kunde muss sich nicht mehr um die einzelnen Aspekte kümmern. Exemplarisch sei hier das Portfolio von Netlution mit Sitz in Mannheim angeführt, das sich auf das Design, die Planung, den Aufbau und den Betrieb von Cloud-Services spezialisiert hat, und dies im Unternehmen bei Cloud Computing-Management und Operations sowie als Schnittstellenmanager zum Cloud-Provider. Über die gesamte Laufzeit hinweg bietet Netlution zum Beispiel die Lieferantensteuerung, das Service-Monitoring (SLA/KPI), das Identitäts- und Zugangsmanagement, das Einhalten der Compliance, das Berichtswesen, die kontinuierliche Serviceverbesserung und die Automatisierung. Hinzu kommt ein 3rd Level Support, ein Backend-OS, das Kapazitäts- und Verfügbarkeitsmanagement, das Change Management und der Knowledge Transfer.

Die Nutzung eines solchen Angebots birgt die Sicherheit, dass das ganze Cloud- und Outsourcing-Projekt von erfahrenen, kompetenten Spezialisten und Experten betreut und durchgeführt wird. Dies sind dann die Kontrolleure und Repräsentanten, denen man – aus dem Kalkül heraus, dass sie ihre Kompetenzen und Freiräume im Interesse des Kunden und somit in ihrem eigenen Interesse verantwortungsvoll einsetzen - vertrauen kann.

"Wo technische Sicherungsmechanismen an Grenzen stoßen, müssen die verbleibenden Lücken durch soziale Mechanismen geschlossen werden". Daher müssen die verantwortlichen Akteure in Erscheinung treten, um ihre Verantwortungsbereitschaft zu beweisen. Nicht absolute Sicherheit ist das (unerreichbare) Ziel, sondern der "gute Wille" – der alleine natürlich nicht ausreicht. Aber er muss stets erkennbar sein, um Vertrauen in das Cloud Computing zu schaffen und ihm zum Durchbruch zu verhelfen.
(Netlution: ra)

Netlution: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Hintergrund

  • Innovation strategisch angehen

    Um im Markt dauerhaft erfolgreich zu bestehen, sind Software-Unternehmen gefordert, ihre Innovationskraft fortlaufend unter Beweis zu stellen. Dabei sehen sie sich immer wieder mit der anspruchsvollen Frage konfrontiert, wie sie ihre begrenzten Ressourcen am sinnvollsten einsetzen: Sollen sie bewährte Produkte, Dienstleistungen und Prozesse weiter optimieren - oder neue Ideen zu marktreifen Innovationen entwickeln?

  • Die Zukunft braucht offene KI-Infrastrukturen

    KI ist mehr als ein ominöses Hinterzimmer-Experiment. Die Technologie ist eine treibende Kraft, wenn es um Produkte, Entscheidungen und Nutzererfahrungen über jegliche Wirtschaftsbereiche hinaus geht. Mittlerweile stellen Unternehmen jedoch die Inferenz in den Mittelpunkt ihrer KI-Implementierungen. Hier können die Modelle ihren eigentlichen Mehrwert unter Beweis stellen - unter anderem in Form von Antworten auf drängende Fragen, Vorhersagen und Content-Generierung. Der Anstieg des Inferenz-Bedarfs bringt jedoch eine entscheidende Herausforderung mit sich. Bei Inferenzen handelt es sich nämlich nicht um einzelne Workloads.

  • 2025 zeichnen sich laut Fico fünf KI-Trends ab

    Unternehmen befassen sich zunehmend mit dem geschäftlichen Mehrwert ihrer KI-Investitionen. Sie achten immer mehr darauf, bei welchen Herausforderungen GenAI eine gute Lösung bringt und wo traditionelle KI-Technologie und interpretierbares maschinelles Lernen die Alternative sind. Tatsächlich sind mehr als 80 Prozent aller KI-Systeme, die heute in Unternehmen im Einsatz sind, keine GenAI.

  • Java bewegt die Cloud

    Java mag mittlerweile 30 Jahre alt sein, doch die bewährte Programmiersprache bildet immer noch das Fundament zahlreicher geschäftskritischer Anwendungen. Um aktuellen Entwicklungen und Trends nachzuspüren, hat Azul im Rahmen des "2025 State of Java Survey and Report" mehr als 2.000 Java-Experten auf der ganzen Welt befragt. Die wichtigsten Ergebnisse gibt es hier im Überblick.

  • Nutzung von KI-Tools

    In einer Gartner-Studie¹ aus dem Jahr 2024 gaben zwei Drittel der Befragten an, dass Kunden zögern, wenn es um den Einsatz von KI im Kundenservice geht. Dies stellt Unternehmen vor ein Dilemma, da sie zunehmend auf KI setzen, um Kosten zu senken, Einblicke in Geschäftsprozesse zu gewinnen und mit innovativen Technologien auf dem neuesten Stand zu bleiben, während sie gleichzeitig die Kundenzufriedenheit aufrechterhalten.

  • Cloud-Edge-Infrastruktur in Europa

    eco - Verband der Internetwirtschaft e.V. übernimmt das Projektmanagement für das neu gestartete Projekt FACIS im Rahmen der europäischen Infrastrukturinitiative IPCEI-CIS/8ra . FACIS steht für das Konzept der Federation Architecture for Composed Infrastructure Services und wird seit November 2024 für die kommenden zwei Jahre vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit rund 6,8 Millionen Euro gefördert.

  • 2025 zeichnen sich fünf KI-Trends ab

    Scott Zoldi, KI-Visionär und Chief Analytics Officer bei Fico, sieht aktuell folgende fünf KI-Trends: Erkenntnis in Unternehmen reift: Nicht jede KI ist eine GenAI. Unternehmen befassen sich zunehmend mit dem geschäftlichen Mehrwert ihrer KI-Investitionen. Sie achten immer mehr darauf, bei welchen Herausforderungen GenAI eine gute Lösung bringt und wo traditionelle KI-Technologie und interpretierbares maschinelles Lernen die Alternative sind. Tatsächlich sind mehr als 80 Prozent aller KI-Systeme, die heute in Unternehmen im Einsatz sind, keine GenAI.

  • Nutzung von KI als Wirtschaftsfaktor

    Die Entwicklung und Adaption von Künstlicher Intelligenz in Deutschland geht einigen viel zu langsam. Ist das wirklich so? Tatsächlich haben wir die KI weder verschlafen noch mutwillig ein- und ausgebremst. Aber es gibt eine Reihe von Besonderheiten, die der Nutzung von KI als Wirtschaftsfaktor nicht förderlich sind.

  • Erste Warnungen in Europa vor US-Clouds

    Norwegen und Dänemark warnen vor US-Cloud-Anbietern. Werden Deutschland und weitere europäische Länder diesem Beispiel folgen? Wann werden Regeln zum Datenschutz verschärft und wie können Unternehmen diese Hürde meistern?

  • Weg zu mehr Nachhaltigkeit

    Die sich zunehmend verschärfende Energieknappheit stellt Industrie, Haushalte und Politik vor enorme Herausforderungen. In einigen Branchen führt dies bereits dazu, dass Produktionskapazitäten gedrosselt werden. Vor diesem Hintergrund geraten auch Rechenzentren ins Blickfeld, die als digitale Infrastrukturen der modernen Gesellschaft zwar eine zentrale Rolle spielen, aber auch als besonders energieintensiv gelten.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen