Citizen Developer: Software Quick-and-Clean
Zwei Trends können die Arbeit der Citizen Developer wesentlich unterstützen: Zum einen das Cloud Computing und zum anderen neue Tools, die speziell für die Softwareentwicklung jenseits der IT konzipiert wurden
Im Rahmen einer aPaaS-Lösung: Cloud-gestützte Entwicklung per Point-and-Click
Von Gary Calcott
(11.12.13) - Citizen Developer sind die legitimen Nachfahren der berüchtigten Power-User der 80er- und 90er-Jahre. Das waren jene Kollegen, die – besonders gerne in dBase, Excel und Word – riesige Tabellen, kilometerlange Programme und verwinkelte Datenbanken schufen, mit denen sie ihre IT-Abteilungen in die Verzweiflung trieben. Mit Programmierstandards und -regeln wollten sich Power-User nicht lange aufhalten, für sie war das Wichtigste, dass sie schnell fertige Lösungen vorweisen konnten. Und damit waren sie oft die letzte und einzige Rettung für Fachabteilungen, die eben nicht zwei Jahre auf ein ausgereiftes, perfekt strukturiertes und gut durchgetestetes Programm warten konnten.
Mittlerweile haben sich die Anforderungen an Software drastisch erhöht. Zwar gibt es nach wie vor einen großen Bedarf an kurzfristig verfügbaren Lösungen außerhalb des Zuständigkeitsbereichs der Unternehmens-IT und ihrer Governance. Aber dafür sind mobile und Web-Applikationen gefragt und hohe Verfügbarkeit, Stabilität, Interoperabilität und Sicherheit sind auch hier unverzichtbar. Auch wenn der Bedarf an schnell verfügbarer Software noch so groß ist, Quick-and-Dirty reicht nicht mehr.
Zum Glück gibt es in den Fachabteilungen noch immer Leute, die einerseits genau wissen, was in ihrem Umfeld gebraucht wird, und die andererseits auch genügend von Softwareentwicklung verstehen, um den Bedarf auch in entsprechender Software zu realisieren. Diese Citizen Developer brauchen natürlich wesentlich mehr Know-how als die früheren Power-User, um sich in den komplexen IT-Landschaften zu bewegen. Sie sind meist auch nicht mehr upgegradete User, sondern im Grunde eher verkappte Entwickler. Dass sie ihren Job durchaus mit Erfolg bewältigen, zeigte eine Studie der Marktforscher von Gartner: 2014 sollen schon ein Viertel der neu erstellen Anwendungen auf das Konto der Citizen Developer gehen.
Zwei Trends können die Arbeit der Citizen Developer wesentlich unterstützen: Zum einen das omnipräsente Cloud Computing und zum anderen neue Tools, die speziell für die Softwareentwicklung jenseits der IT konzipiert wurden. Die Bereitstellung von leicht skalierbaren Entwicklungs- und Testumgebungen gehört ja mittlerweile zu den Standard-Leistungen der Cloud. Gerade für Citizen Developer bietet diese Flexibilität den Vorteil, dass keine Umgebungen oder Workbenches langwierig eingerichtet werden müssen. Man kann sofort loslegen und braucht dafür in der Regel nicht einmal einen Investitionsantrag. Auf der anderen Seite gibt es heute eine Reihe von Werkzeugen, die gerade nicht spezialisierten Entwicklern ein schnelles Erstellen von Anwendungen ermöglichen. Sie arbeiten nicht mehr, wie in den Urzeiten der Softwareentwicklung, nach dem Quick-and-Dirty-Prinzip, sondern Quick-and-Clean. Optimal werden beide Aspekte kombiniert, indem diese Tools vollständig Browser-basiert arbeiten und im Rahmen einer aPaaS-Lösung (Application-Platform-as-a-Service) eine Cloud-gestützte Entwicklung per Point-and-Click ermöglichen.
Wichtig ist es dabei, eine Plattform zu wählen, die weniger auf technische Artefakte als auf Business-Entitäten ausgerichtet ist. Das Ziel, möglichst schnell, funktionierende Programmeinheiten – vielleicht ist Applikation sogar ein zu anspruchsvoller Begriff – zur Unterstützung von Geschäftsprozessen bereitzustellen, muss immer im Vordergrund stehen. Citizen Developer sollten aber möglichst offene, nicht-proprietäre technologische Plattformen verwenden, die also beispielsweise JavaScript als Programmiersprache unterstützen, weil sie damit für künftige Arbeiten flexibel bleiben. JavaScript ist zudem relativ leicht zu erlernen, so dass auch der Citizen-Developer-Nachwuchs keine hohen Hürden vorfindet. Schließlich wird diese Spezies noch eine Zeitlang gebraucht.
Der Autor
Gary Calcott, Technical Marketing Manager, Application Development & Deployment bei Progress Software
(Progress Software: ra)
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