Unverzichtbar: Change Management in der Cloud
Die IT-Abteilungen müssen umdenken, damit das Prinzip Cloud funktionieren kann
Ohne eine Change Management-Strategie können Cloud Computing-Projekte nicht erfolgreich sein
Von Marina Walser, Chief Marketing Officer, visionapp AG
(14.07.11) - Der Einsatz von Cloud Computing verwandelt die Struktur eines Unternehmens nachhaltig. Der Umstieg auf ein IT-Modell, bei dem Anwendungen und Daten zentral bereitgestellt werden, steigert Produktivität und Flexibilität, verändert aber auch den Arbeitsalltag. Für Digital Natives – das heißt Mitarbeiter unter 30 – ist das kein Problem. Sie leben seit Jahren in der Wolke, mit Facebook, Twitter und anderen Social Media-Anwendungen. Aber von Anwendern, die jahrelang mit einer heterogenen Systemumgebung mit teils weit reichenden Rechten und Freiheiten gearbeitet haben, wird ein Umdenken verlangt. Und nicht nur von ihnen. Auch die IT-Abteilungen müssen umdenken, damit das Prinzip Cloud funktionieren kann.
Der Anwender muss abgeholt werden
Das Gewohnheitstier Mensch tendiert dazu, jede Veränderung erst einmal negativ zu interpretieren. In einer Cloud Computing-Umgebung wird der Personal Computer durch einen Thin Client ersetzt und die E-Mail-Umgebung mit so genannten Fat Clients umgewandelt in ein kostengünstiges Modell mit VDI-Terminalserver. Der Zugriff auf die Informationen erfolgt per Netzwerk, direkt und online. Das bedeutet, dass sich die Erfahrungen und der Umgang der Anwender mit IT gravierend verändern. Datenzugriffe hängen von der Internetverbindung ab, die Freiheit für eigene benutzerspezifische Anpassungen stößt an – für die IT-Administration durchaus gewollte – Grenzen.
Damit werden auch die "eigenen" Anwendungen durch Cloud Computing-Applikationen ersetzt. Einer langfristigen Installation steht nun eine zeitliche Nutzung nach Bedarf gegenüber. Die Mitarbeiter haben Angst, ihre Freiheiten aufzugeben und das Recht, auf ihrem Rechner zu installieren, was sie möchten. Für viele ist das gleichzusetzen mit dem Austausch der Anwenderinteressen durch Vorstandsinteressen. Nicht zu unterschätzen ist außerdem das Sicherheitsgefühl, die Daten immer auf dem eigenen Rechner dabei und "vor Ort" zu haben, gegenüber dem Gedanken, alles sei irgendwo da draußen in der Wolke.
So schwarz-weiß ist Cloud Computing natürlich keineswegs. Aber diese Befürchtungen existieren und müssen daher von Unternehmen, die Cloud-Projekte durchführen, ernst genommen werden. Ohne eine Change Management-Strategie können Cloud-Projekte nicht erfolgreich sein. Die Anwender müssen frühzeitig auf die anstehenden Veränderungen durch umfassende Information vorbereitet werden – je früher, desto besser. Auf diese Weise wird den betroffenen Mitarbeitern die nötige Sicherheit vermittelt. Und je stärker die Sicherheit, desto größer ist die Bereitschaft zur Veränderung. Andernfalls können Widerstände ein Projekt auch durchaus zum Scheitern bringen.
Unternehmen, die Cloud Computing-Lösungen aufsetzen, sollten zum Beispiel Mitarbeiter bereits in Pilotprojekten einbinden, so dass die Hemmschwelle im Umgang mit der Wolke abgebaut wird. Betroffene werden auf diese Weise zu Beteiligten und können als Multiplikatoren fungieren und ihre – positiven – Erfahrungen weitergeben. Unerlässlich sind natürlich Demo-Umgebungen und umfassende Schulungen auf den neuen Systemen. Hilfreich ist es außerdem, den Zusatznutzen aufzuzeigen: Die vereinfachte Mobilität, das Arbeiten von egal welchem Endgerät oder die Personalisierung des Desktops und das Einbinden von Geburtstagskalendern schaffen ein "Will-ich-haben"-Gefühl, das dem Projekterfolg sehr zuträglich ist.
Silodenken ist passé
Dieser Projekterfolg ist aber auch abhängig von der Bereitschaft der IT-Abteilungen umzudenken: Sie sind es gewohnt, die einzelnen Bereiche als Silos zu betrachten. Eine Denk- und Arbeitsweise, die in Zeiten von Cloud Computing der Vergangenheit angehören muss. Stattdessen ist vernetztes Denken gefragt. Die Desktop-Ansprechpartner müssen mit den Server-Verantwortlichen sprechen, Projekte müssen übergreifend aufgesetzt und durchgeführt werden. Im Cloud-Zeitalter geht es darum, einen Dienst zu liefern, der aus verschiedenen Komponenten besteht. Das bedeutet, dass interdisziplinäre Kompetenzen aufgebaut werden müssen. Dadurch bieten sich neue Chancen und spannende Weiterentwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen.
Veränderung darf bei Cloud Computing-Projekten nicht bei der Technologie aufhören, sondern muss den Faktor Mensch von Anfang an mit einbeziehen – auf Anwender und auf Administrator Seite. Nur dann lohnt sich die Investition in eine Cloud Computing-Lösung. (visionapp: ra)
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