
Cloud-Dienste & Abhängigkeit von Unternehmen
Zur Abhängigkeit deutscher Unternehmen von den Cloud-Diensten ausländischer Anbieter
Sieht es die Bundesregierung als Problem an, dass der deutsche Markt für Cloud-Lösungen für Unternehmen seit Jahren von wenigen US-Konzernen
dominiert wird
Nach möglichen Abhängigkeiten Deutschland und deutscher Unternehmen bei der digitalen Infrastruktur erkundigt sich die AfD-Fraktion in einer Kleinen Anfrage (21/940). Darin fragen die Abgeordneten unter anderem, ob die Bundesregierung es als Problem ansieht, dass der deutsche Markt für Cloud-Lösungen für Unternehmen "seit Jahren von wenigen US-Konzernen dominiert wird". Weiter möchten die Abgeordneten erfahren, mit welcher Arbeitsdefinition des Begriffs "digitale Souveränität" die Bundesregierung arbeitet und welche finanziellen, administrativen, organisatorischen Maßnahmen die Bundesregierung zum "Ausbau einer leistungsfähigen deutschen Cloud-Infrastruktur" plant.
Vorbemerkung der Fragesteller:
Der Branchenverband Bitkom hat Anfang Juni 2025 seinen "Cloud Report 2025" vorgestellt. Für diese Erhebung wurden nach Darstellung des Verbandes gut 600 Unternehmen in Deutschland mit mehr als 20 Beschäftigen befragt. Demnach sind drei von vier Unternehmen der Auffassung, dass die deutsche Wirtschaft zu abhängig sei von den Diensten sogenannter Hyperscaler aus den USA. Die Unternehmen Amazon, Google und Microsoft dominieren seit Jahren den globalen und sind auch in Deutschland überaus präsent.
Neun von zehn der befragten Unternehmen nutzen generell Cloud-Dienste, sie lagern also ihre Daten teilweise aus und lassen sie von externen Unternehmen speichern und verarbeiten. Seit dem Beginn der zweiten Amtsperiode von Donald Trump als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika im Januar dieses Jahres sähen sich demnach rund 50 Prozent der befragten Unternehmen gezwungen, ihre bisherige Cloud-Strategie, wozu zentral die Wahl eines vertrauenswürdigen Anbieters zählt, zu überdenken.
Neben dem Preis und der Funktionalität würde immer wieder das Kriterium der Sicherheit der Daten genannt, wenn es um einen möglichen Anbieterwechsel geht (ebd.). Die ist gerade bei den genannten US-Unternehmen nicht grundsätzlich gegeben, sind diese doch durch den Clarifying Lawful Overseas Use of Data Act (CLOUD Act) der US-Regierung von 2018 verpflichtet, die auch im Ausland verarbeiteten Kundendaten auf Anfrage den Sicherheitsbehörden zur Verfügung zu stellen, ohne dass es dafür eines richterlichen Beschlusses bedürfte (vgl. Die europäische Cloudlücke, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. Juni 2025, S. 22).
Die Nachfrage der Nutzung von Cloud-Diensten wird nach Ansicht des Bitkom in den kommenden Jahren weiter zunehmen, zu den Treibern dieser Entwicklung zählen die emergenten Anwendungen Künstlicher Intelligenz (KI). Derzeit werden allein in Deutschland auf dem Cloudmarkt rund 30 Mrd. Euro jährlich umgesetzt (vgl. Raus aus der US-Cloud, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. Juni 2025, S. 22). Von einer digitalen Souveränität Deutschlands könne derzeit keine Rede sein, so der Bitkom-Präsident (ebd.).
Der Bitkom-Präsident führt weiter aus: "Deutschland muss sich aus einseitigen Abhängigkeiten lösen, auch bei digitaler Infrastruktur. Das wird eine zentrale Aufgabe der neuen Bundesregierung sein".
Die Bundesregierung und die sie tragenden Parteien äußern sich bislang eher allgemein, wenn es um die Cloud-Nutzung und den perspektivischen Ausbau der damit einhergehenden Recheninfrastruktur geht: "Wir etablieren Deutschland als KI-Nation. Das bedeutet massive Investitionen in die Cloud- und KI-Infrastruktur sowie in die Verbindung von KI und Robotik". Das neu geschaffene Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS) setzt ebenfalls allgemein "auf den Ausbau einer leistungsfähigen deutschen Cloud-Infrastruktur".
(Deutscher Bundestag: ra)
eingetragen: 25.08.25