Sichere Wahl des Service Providers
Die unmittelbare Kontrolle über die Daten geht bei Speicherung in der Cloud verloren
Wer sein Unternehmenswissen damit aus der Hand gibt, sollte dies nicht leichtfertig tun: Kriterien für transparente und sichere Auslagerung von Daten in der Cloud
(29.09.10) - Immer mehr Unternehmen vertrauen ihre Daten der Cloud an. Die Vorteile sprechen für sich: Speichervolumen, Rechenkapazität oder bestimmte Dienste können flexibel, je nach Bedarf genutzt werden. Die Marktforscher von Gartner gehen davon aus, dass bis 2012 rund 80 Prozent der "Fortune 100"-Unternehmen Cloud Computing-Services in irgendeiner Form nutzen werden. Wer sein Unternehmenswissen damit aus der Hand gibt, sollte dies nicht leichtfertig tun.
Kroll Ontrack nennt Kriterien für eine sichere Wahl des Service Providers. Sicherheit, Datenschutz, Compliance und technisches Know-how sind dabei die Eckpfeiler einer sicheren Datenauslagerung.
Jeder Entscheider muss sich fragen, ob kritische Informationen, etwa Kundendaten oder Produktionsdaten, ruhigen Gewissens ausgelagert werden können. Die unmittelbare Kontrolle über die Daten geht bei Speicherung in der Cloud verloren. Auch ist zu überlegen, ob der bestehende Sicherheits-Status-Quo nicht auch schon hinreichend ist. Bringt die Auslagerung der Daten wirklich ein Mehr an Sicherheit oder entstehen nicht neue Risiken, wenn man Daten aus der Hand gibt? Welchen Zusatznutzen kann eine Änderung der Speicherinfrastruktur bringen? Wer mit einem Service Provider einen Vertrag abschließt, ist nicht nur vertraglich gebunden, sondern vor allem auch hinsichtlich der technischen Voraussetzungen. Mit großen Datenbeständen kann man nicht kurzfristig den Provider wechseln.
Jeder Anbieter betreibt seine eigene Cloud mit eigenen technischen Rahmenbedingungen und unterschiedlichen Entwicklungs- bzw. Programmierschnittstellen. Die Übertragung von Daten zwischen dominanten Anbietern ist nicht unbedingt gegeben.
"Wer Daten in der Cloud speichert, gibt Unternehmenswissen physikalisch aus seinen Händen. Wer folglich seine Kompetenz sichern will, muss verschiedene Kriterien bei der Auswahl seiner Partner berücksichtigen", erläutert Peter Böhret, Managing Direktor bei Kroll Ontrack.
Kroll Ontrack empfiehlt Unternehmen, bei der Auswahl von Cloud-Services die Anbieter nach den folgenden Kriterien aus den Bereichen Sicherheit, Technik sowie Recht und Compliance zu beurteilen:
Thema "Sicherheit"
>> Schutz gegen Datenverlust: Wichtig ist zu wissen, wie Provider das Risiko von Computerkriminalität und Datenmissbrauch reduzieren. Werden die Daten vor allem bei der Übertragung in die Wolke verschlüsselt übertragen und später verschlüsselt gespeichert? Sind die Zugriffsrechte transparent geregelt?
>> Sichere Infrastrukturen: Jeder Provider muss eine sichere Infrastruktur belegen und verwalten. Welche Lösungen nutzt der Provider, um die Sicherheit seines Cloud Computing-Angebots zu garantieren. Welche Reaktionszeiten garantiert der Provider bei einem Vorfall, der die Sicherheit der Daten gefährden könnte? Vorteilhaft ist dabei, wenn der Anbieter mit am Markt bekannten und standardisierten Lösungen arbeitet. Das vermindert im Ernstfall einer notwendigen Disaster Recovery die Kosten der Datenrettung.
>> Datenlöschung: Service Provider müssen nicht mehr benötigte Daten schnell und zuverlässig auf Verlangen löschen und diese Löschung auch dokumentieren. Werden nicht mehr benötigte Daten durch Eraser- oder Degausser-Technik von der Hardware entfernt? Wer zertifiziert, dass die Datenlöschung erfolgt ist?
Thema "Technik"
>> Backup-Hausaufgaben: Jeder Provider sollte eine sichere Infrastruktur belegen und verwalten. Daher ist es unbedingt nötig zu wissen, welche Lösungen eingesetzt werden, um die schnelle Wiederverfügbarkeit zu garantieren und welche Reaktionszeiten garantiert werden.
>> Geordnete Auslagerung: Mehrfach-Vermietung von Speichervolumen durch Provider kann zu Problemen bei der Wiederherstellung und Bereitstellung von Daten führen. Wie transparent ist die Speicherinfrastruktur des Anbieters. Wie garantiert er die Verfügbarkeit der Informationen? Werden Daten auf zuverlässigen Festplatten gespeichert? Werden die Daten regelmäßig defragmentiert? Werden die verschiedenen Typen von Daten und Anwendungen ordnungsgemäß verwaltet? Hardwareausfälle, fragmentierte Dateien und ungeeignete RAID-Levels können beispielsweise die Datenverfügbarkeit beeinträchtigen.
>> Das Gesicht in der Wolke: Die persönliche Expertise der Mitarbeiter des Anbieters ist ein entscheidender Sicherheitsfaktor. Sind die Mitarbeiter gut geschult? Stehen zudem hinreichend personelle Ressourcen zur Verfügung? Anhaltspunkte zur Beurteilung liefern Standards wie die Bestpractices der IT Infrastructure Library (ITIL), welche die Einhaltung bestimmter Prozesse regelt und entsprechende Zertifizierungen vergibt.
>> Infrastruktur: Rechenzentren müssen besonders strenge Kriterien hinsichtlich ihrer physikalischen Sicherheit erfüllen. Stromausfälle und -schwankungen etwa können zu Datenverlust, Datenbeschädigung oder Problemen bei der Datenbereitstellung führen. Kann der Dienstleister belegen, dass seine technische Zuverlässigkeit Ihren Anforderungen entspricht?
>> Plan B: Hat der Cloud Computing-Provider einen Datenrettungsanbieter in seinen Business-Continuity/Disaster-Recovery-Plan integriert? Bei Datenverlust ist es entscheidend, dass schnell reagiert wird.
Thema "Recht und Compliance"
>> Security Policy: Hält der Cloud Computing-Anbieter die Daten in Einklang mit den unternehmensinternen Richtlinien zur Dokumentenaufbewahrung vor? Jeder Provider muss sich darüber hinaus an die gesetzlichen Regeln des Datenschutzes halten und dies dokumentieren. Kann der Dienstleister zusichern, dass er Datenschutzrichtlinien einhält? Wichtig ist auch die Frage, wo der Server des Providers steht. Manche Daten dürfen nicht im Ausland abgelegt werden. Ein Gerichtsstand im Ausland kann zu hohen Rechtskosten im Streitfall führen und sollte auf jeden Fall vermieden werden.
Lesen Sie zum Thema "Compliance" auch: Compliance-Magazin.de (www.compliancemagazin.de)
>> Auskunftspflicht und Computer Forensik: Bei gerichtlichen Anfragen muss ein Unternehmen schnellen Zugriff auf die für diese Anfrage relevanten Daten haben. Hat das Unternehmen auch in diesem Fall einen schnellen Zugriff, um einschlägige Daten zu extrahieren und zur Verfügung zu stellen? Wie weit können im Verdachtsfall Computer-Forensiker eventuell unautorisierten Zugriff auf Daten rekonstruieren?
>> Sich weitergehenden Schutz verschaffen: Wer Daten herausgibt, sollte Haftungsansprüche klären. Für welche Art von Datenverlust oder Schäden durch nicht möglichen Datenzugriff kommt der Provider auf? Wasser- und Brandschutz sollten eigentlich Standard sein. Welche maximale Schadenssumme ist abgedeckt? Sparsamkeit ist hier fehl am Platz. Ein dadurch verursachter Produktionsausfall lässt sich kaum kalkulieren.
(Kroll Ontrack: ra)
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